Tauch-STOPP: gesundheitliche Faktoren beim Tauchen

Wann git ein Tauch-Stopp?

Durch regelmäßige Untersuchungen der Tauchtauglichkeit durch spezialisierte Ärzte lässt sich eine grundsätzliche gesundheitliche Eignung für das Tauchen feststellen. Durch die Untersuchung können übrigens auch andere Gesundheitsthemen entdeckt werden, die mit dem Tauchen nichts zu tun haben.

Ein Tauch-STOPP gilt jedoch auch, wenn nur situativ (zeitlich beschränkt) bestimmte Faktoren auftreten, die eine eingeschränkte oder fehlende Tauchtauglichkeit bedingen.

Hier einige Beispiele für Faktoren und deren besondere Wirkung zur Tauchtauglichkeit, die neben den Risikofaktoren beim Tauchen ebenso zu einer Tauchuntauglichkeit und im schlimmsten Fall zu einem Tauchunfall führen können:

  1. Medikamente
  2. Erkältung
  3. Durchfall
  4. Muskelkater
  5. Kopfschmerzen
  6. Seekrankheit
  7. Sodbrennen
  8. Harndrang

Medikamente

Tauchen nur bei 100% Fitness

Sobald Medikamente Funktionen des Körpers beeinträchtigen können, die beim Tauchen nicht gestört sein dürfen, sind diese Medikamente zu vermeiden oder auf das Tauchen zu verzichten. Gewisse Wirkstoffe oder Nebenwirkungen von Medikamenten verursachen unter Druckeinwirkung eine ernsthafte gesundheitliche Gefährdung.

Hier ist deshalb dringend zu empfehlen, bei der Untersuchung zur Tauchtauglichkeit alle Medikamente mit dem Taucharzt durchzusprechen, die man regelmäßig oder situativ einzunehmen pflegt.

Nur der Taucharzt kann beurteilen, ob gewisse Medikamente gefährlich sind oder nicht. Daher Tauch-STOPP bei Einnahme gefährlicher Medikamente.

Erkältung

Wer schon mit Schupfen oder Erkältung getaucht ist, kennt die Probleme die auftreten können: Ein erschwerter Druckausgleich beim Abstieg oder starke Schmerzen beim Aufstieg. Denn selbst wenn man den Abstieg mit verstopfter Nase endlich geschafft hat und längere Zeit beschwerdefrei getaucht ist, kann beim Aufstieg eine sehr schmerzhafte Umkehrblockierung auftreten, weil der Druck im Mittelohr nicht mehr richtig über die Eustache’sche Röhre angepasst werden kann.

Dies kann im Extremfall zum Platzen des Trommelfells führen. VORSICHT bei Nasentropfen: Die ent-schwellende Wirkung kann während des Tauchgangs plötzlich nachlassen und ein Druckausgleich ist dann nicht mehr möglich.

Bei einer stärkeren Erkältung mit angegriffenen Bronchien kommt hinzu, dass durch die Verschleimung Luft in den Lungenbläschen eingeschlossen werden kann (air trapping) und beim Auftauchen nicht entweichen kann. Die Folge: Lungenüberdehnung! Daher Tauch-STOPP bei Erkältung.

Durchfall

Die Wahscheinlichkeit einer Durchfall-Erkrankung während eines Tauchurlaubs in Ägypten ist zum Beispiel nicht allzu gering. Die Ursachen liegen meist bei bakteriellen Belastungen des Leitungswassers, welches über gewaschene Speisen oder über Eiswürfel in Getränken zu sich genommen wurde.

Aber auch das bloße Trinken von eiskalten Getränken bei hohen Temperaturen kann zu Durchfall führen. Manche reagieren auch schon auf Klima- und Zeitumstellungen am Urlaubsort mit gewissen Magen-/ Darmempfindlichkeiten.

Für Taucher ist Durchfall (Diarrhoe) in zweierlei Hinsicht gefährlich:

  1. Beim Durchfall verliert der Körper sehr viel Flüssigkeit, was zu einer Austrocknung führen kann und einen Tauchunfall begünstigt.
  2. Durch die Erkrankung mit dem Verlust von Flüssigkeit und Mineralien ist der Körper aber auch sehr geschwächt. Diese Schwächung kann bei plötzlicher Anstrengung unter Wasser oder bei der Einschätzung gewisser Tauchsituationen fatale Folgen haben. Daher Tauch-STOPP bei Durchfall .

Muskelkater

Durch fehlendes Training oder durch eine besondere körperliche Belastung kann Muskelkater entstehen. Nahm man früher an, dass Muskelkater durch Übersäuerung des Muskelgewebes entsteht, so geht man heute davon aus, dass kleine Risse im Muskelgewebe die Schmerzen verursachen.

Ähnlich wie beim Muskelfaserriss - nur eben viel kleiner - entzündet sich das betroffene Gewebe und Flüssigkeit sammelt sich an. Damit wird der Abtransport von Stickstof aus dem Gewebe erschwert und das Risiko eines Dekompressionsunfalls steigt.

Muskelkater entsteht meist ca. 12 bis 24 Stunden nach der Überbelastung. Solange die Schmerzen anhalten, gilt ein Tauch-STOPP mit Muskelkater. Auch mit leichtem Muskelkater sollte sehr konservativ (flach & kurz) getaucht und auf Wiederholungstauchgänge verzichtet werden.

Kopfschmerzen und Tauchen?

Kopfschmerzen sind lästig. Für Taucher sind Kopschmerzen lästig und gefährlich. Ist die Ursache eine starke Migräne oder treten zudem Schwindel und Übelkeit auf, ist man aufgrund der verminderten Konzentrationsfähigkeit und mangelndem Einschätzungsvermögen nicht mehr tauchtauglich.

Manche Taucher haben nach dem Tauchgang Kopfschmerzen. Die Ursache liegt hier oft bei falscher Atmung ("Sparatmung"), bei verunreinigter Luft in der Pressluftflasche, am Flüssigkeitsmangel oder an mangelhaftem Druckausgleich. Auch hier gilt: Tauch-STOPP bei Kopfschmerzen.

Seekrankheit bei Tauchern

Seekrankheit bei Tauchern

Starker Wellengang in einem Boot oder Dünung unter Wasser verursachen bei manchen Tauchern Seekrankheit. Die Auswirkungen reichen hier von Schwindel, Benommenheit über Erbrechen bis hin zu einem Erschöpfungszustand. Wie oben schon beschrieben, beeinträchtigt dieser Zustand die Konzentration und das Einschätzungsvermögen beim Tauchgang.

Hinzu kommt auch hier der Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen. Bei Seekrankheit hilft es auf dem Boot manchmal den Horizont zu fixieren und sich (an frischer Luft) möglichst tief und mittig auf dem Boot aufzuhalten. Medikamente gegen Seekrankheit sollten mit Vorsicht genommen werden, da sie Nebenwirkungen wie Ermüdung haben können. Im Zweifel gilt Tauch-STOPP bei Seekrankheit.

Sodbrennen beim Tauchen

Viele haben Sodbrennen z.B. beim Tauchurlaub in Ägypten schon erlebt: Mittags zaubert die Boots-Crew ein leckeres Essen und beim anschließenden Tauchgang wird man durch schmerzhaftes Magenbrennen daran erinnert. Die Ursache für Sodbrennen sind in diesen Fällen fetthaltige, scharfe oder säurehaltige (Tomaten !) Speisen.

Durch den Druck unter Wasser und durch die meist horizontale Lage beim Tauchen wird ein Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre begünstigt. Dies verursacht den Schmerz beim Sodbrennen.

Sofern die Beschwerden nur in diesen Situationen auftauchen und nicht auf chronische Beschwerden zurückzuführen sind, lässt sich Sodbrennen beim Tauchen oftmals durch die Auswahl der richtigen Nahrung reduzieren bzw. vermeiden. Dazu gehört übrigens auch das beliebte Frühstücks-Omelette mit Eiern, Zwiebeln, Paprika und Chilli morgens im Hotel.

Harndrang beim Tauchen

Wer kennt das nicht: Schon während des Tauchgangs muss man dringend pinkeln. Bei Bootstauchgängen bildet sich dann gerne nach den Tauchgängen eine Schlange vor den Toiletten. Aber warum spürt man beim Tauchen häufig dieses dringende Bedürfnis?

Harndrang beim Tauchen kann verschiedene Ursachen haben, und es ist wichtig, die physiologischen Mechanismen zu verstehen, die während des Tauchens auftreten. Hier sind einige Gründe für Harndrang beim Tauchen:

  1. Kälteeffekt: Das Eintauchen in kaltes Wasser kann zu einer Kontraktion der Blutgefäße führen, um Wärme zu konservieren. Dies kann auch zu einer Kontraktion der glatten Muskulatur der Blase führen, was Harndrang verursacht.
  2. Druckeffekte: Beim Tauchen erlebt der Körper zunehmenden Umgebungsdruck mit zunehmender Tauchtiefe. Dadurch wird auch das Blut aus den Extremitäten gedrückt und verteilt sich mehr in der oberen Körperhälfte. Dies führt dazu, dass das Regelungssystem des Körpers irrtümlicherweise glaubt, dass das Blutvolumen im Körper zu hoch ist. Rezeptoren, vor allem in den Vorhöfen des Herzens, überwachen kontinuierlich das Blutvolumen und erscheint das zu hoch, wird die Niere angewiesen Flüssigkeit auszuscheiden. (siehe auch Gauer-Henry-Reflex)
  3. Flüssigkeitsaufnahme: Taucher müssen vor dem Tauchen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr kann jedoch auch zu vermehrtem Harndrang führen.
  4. Stress und Nervensystem: Der Tauchvorgang selbst und möglicherweise Stress oder Aufregung können das autonome Nervensystem beeinflussen, das auch die Funktion der Blase reguliert.
  5. Isolationsanzug: Das Tragen eines eng anliegenenden Isolationsanzugs kann den Druck auf den Körper erhöhen und die Durchblutung beeinflussen, was sich auch auf die Blasenfunktion auswirken kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass der Harndrang während des Tauchens zwar häufig ist, aber normalerweise nicht zu einem echten Bedürfnis führt, Wasser zu lassen. Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, da dies zu Ablenkung und Unsicherheit unter Wasser führen kann. Taucher sollten vor dem Tauchen sicherstellen, dass sie ausreichend Zeit für den Toilettengang hatten, um Harndrang während des Tauchgangs zu minimieren. Darüber hinaus sollte auf eine angemessene Hydratation und Vorbereitung vor dem Tauchgang geachtet werden.

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